Die Ministranten aus der Pfarrei Bühl trafen sich auch heuer wieder am Karfreitag, um einem uralten Brauch nachzugehen, dem „Klappern“. Nach altem Glauben fliegen die Kirchenglocken am Gründonnerstag nach Rom und schweigen in der Zeit der Trauer um Jesus bis sie in der Osternacht die freudige Botschaft von der Auferstehung des Herrn verkünden. Um auch in dieser glockenfreien Zeit die Menschen an die Gebetszeiten zu erinnern, zogen insgesamt 17 Kinder und Jugendlichen mit ihren hölzernen und lärmenden Instrumenten von Haus zu Haus, um mit Sprüchen und Gesang die Gläubigen zu den Gottesdiensten einzuladen.
Diese Holz-Instrumente werden Klappern genannt, weil sie mit einer Hand geschwungen – ein Klappergeräusch (durch ein kleines Hämmerchen das auf ein Holzbrett schlägt) erzielen. Alle Klappern sind von den Ministranten selbst gebaut oder vom älteren Bruder bzw. Onkel weiter vererbt worden. Über die Jahrzehnte hinweg haben sich viele Exemplare angesammelt.
Mit den Sprüchen: „Wir klappern heut den ganzen Tach. Und laufen etz durch Hüttenbach. Um 15 Uhr ist es soweit, wir sind durch Jesu Tod befreit.“ und „Wir laden Sie zum Leiden und Sterben Christi um 15 Uhr recht herzlich ein.“ setzten sich die Klapperer (aufgeteilt in zwei Gruppen) am Nachmittag des Karfreitags in Bewegung. Wie ein Echo hallten die lauten Rufe durch das Haunachtal – gefolgt von eifriger Klapperei. Während die Schloß-Gruppe vor allem die Straßen links der Haunach besuchten, sorgte die Hubertus-Gruppe in den Wohngebieten rechts der Haunach für Aufsehen. Die Hüttenbacher lieben ihren Klapper-Brauch in der Karwoche und so war es auch nicht verwunderlich dass viele Anwohner das Spektakel von ihren Balkonen, Vorgärten oder Hausfenstern aus live mitverfolgten. Bei prächtigten Frühlingswetter zogen die Klapperer munter durch die Straßen und hinterliesen einen bleibenden, schönen Eindruck von aktiver Brauchtumspflege. Trotz Heiserkeit und der ein oder anderen Blase an den Händen erreichten alle Ministranten pünktlich die Karfreitags-Messe um 15 Uhr in Bühl, die natürlich nicht nur zur Erholung von der ersten Klapper-Runde – sondern auch zur Besinnung und zum Gebet genutzt wurde. Auch die Messe ist fester Bestandteil des ersten Klapper-Tages.
Im Anschluss an die eineinhalb-Stunden-lange Messe versammelten sich die Klapperer vorm Pfarrheim in Bühl und besprachen das weitere Vorgehen. Schon seit Urzeiten beinhaltet der „Brauch des Klapperns“ eine zweite Klapper-Runde in Hüttenbach am Abend des Karfreitags. Da in der Pfarrkirche Bühl jedoch schon seit 2013 keine Abend-Andacht mehr stattfindet – musste eben etwas improvisiert werden. Die Klapperer sind vor einigen Jahren zu dem Entschluss gekommen die zweite Klapper-Runde am Karfreitag-Abend einfach trotzdem durch zu führen, und dabei dann eben nicht nach Bühl sondern ausnahmsweise nach Kirchröttenbach zur Kreuz-Andacht einzuladen. So geht kein Teil des Karfreitags-Klapperns verloren und die Ministranten können sogar auf moderne Art und Weise „Pfarrei-übergreifend“ auf den Oster-Rhythmus einwirken. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf machten sich die jungen Christen in denselben Gruppen und in denselben Gebieten wieder auf den Rückweg. Durch besonders würdevoller und stimmungsvoller Darbietung erhielten einige Klapperer sogar einen Sonder-Applaus von den Anwohnern, die sich über die teils gesprochenen und teils gesungenen Einladungen sehr freuten. Stolz verabschiedeten sich die Mädchen und Jungen von ihrem Publikum – zumindest für eine Nacht, denn am Karsamstag ging es ja dann schon wieder weiter… dann mit der dritten (und finalen) Klapper-Runde.
Am Karsamstag traf man die Klapperer nicht nur in den Straßen Hüttenbachs, sondern vor allem in den Häusern und Wohnungen des Ortes an. Gegenüber dem ersten Aktionstag, gehen die Klapper-Buam und Klapper-Madla nun in der großen Karsamstags-Runde nämlich direkt zu den Einwohnern an die Haustür. Dort wird dann nicht nur jedes Haus und jede Wohnung voll-geklappert – nein, die Menschen erhalten sogar eine persönliche, mündliche Einladung zur Auferstehungsfeier in der Pfarrkirche Bühl. Das diese große Klapper-Runde am Karsamstag natürlich einige Zeit in Anspruch nimmt, dürfte jedem klar sein – Immerhin gilt es fast 400 Haushalte in ganz Hüttenbach zu besuchen! Doch die Klapperer nahmen den Weg und die Strapazen gerne auf sich – Als Motivation lockte am Ende des Karsamstags nämlich ein großer Haufen Süßigkeiten und ein kleines Taschengeld für alle teilnehmenden Ministranten. Gab es frühers von den Leuten zum Dank für die Klapper-Aktion meistens ein gefärbtes Ei, so bekommen die Kinder und Jugendlichen heutzutage meistens Knabbereien, Süßigkeiten oder Geldspenden. Vielen Dank für diesen schönen Brauch in Hüttenbach! Danke den Klapperern für ihren zwei-tägigen Einsatz! Danke auch den Anwohnern für ihre Zeit und ihre Spenden! Es war eine tolle Aktion, die bereits im nächsten Jahr auf ihre Wiederholung wartet. Vergelt´s Gott!
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